Auszüge aus der Langensteinbacher Ortschronik
"Langensteinbach - Das ehemalige Fürstenbad", Ausgabe Januar 1970
Das Wappen von
Langensteinbach deutet auf die bäuerliche Herkunft hin.
In Blau ein Schild mit einer in Silber gehaltenen, spitz nach oben
weisenden, Pflugschar.
Die Pflugschar ist das Zeichen der
Ackerleute und deren Gesamtheit als einer schon im Mittelalter wohl
organisierten Körperschaft. Diese "Bauernsame" wie sich
dörflich-bäuerliche Gemeinschaften nannten, machte mit diesem Zeichen
ihr Eigentum kenntlich und unterschied es so vom Eigentum der
klösterlichen Herrschaft auf dem Langensteinbacher Bann.
Die bekannte, erste urkundliche Nennung von
Langensteinbach erfolgte im Jahre 1292. Der Ort dürfe jedoch viele
hundert Jahre älter sein.
Das Langensteinbacher Lagerbuch [eine Art Grundbuch] aus dem
Jahre 1515 nennt eine Zahl von 75 geschlossenen Hofgütern. Es werden u.a.
folgende Namen genannt:
Beurer, Bermann; Benz, Bertsch, Kopp, Dürr, Götz, Heil, Kern, Knoll,
Klumpp, Neff, Rapp, Seutter. Außerdem werden folgende Richter
[Gemeinderäte] aus dem Jahre 1515 überliefert: Zeh,
Schnyder, Fry, Ketter, Surmann, Heger, Schnurlin, Farr, Hinkenhefner,
Geulich, Sute und Kuscher.
Vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges im Mai 1622 war der Ort Langensteinbach
[damals "Langen Steynbach" genannt], der zum Besitz des Markgrafen Georg
Friedrich von Baden - Durlach gehörte, ein blühender Ort. Die Einwohner
gehörten der evangelischen Kirche an. Mit dem langen Krieg zog
Verwüstung und Tod über das Land. Während des Krieges mussten die Bürger
je nach Kriegsherr und Sieger ihren Glauben wechseln. So mussten sie der
evangelisch oder katholischen Kirche zusagen. Den Krieg überlebten nur wenige
Bewohner des Ortes. Der dadurch ausgelösten Hungersnot und der Pest
fielen dann noch die meisten der Überlebenden zum Opfer. So überlebten
im Jahre 1636 nur 12 Langensteinbacher Familie die Pest. Als am 24.
Oktober 1648 Frieden einkehrte war das ganze Land verwildert und von
Disteln übersäht, es fand keine Feldbestellung mehr statt. Die wenigen
überlebenden Einwohner waren krank und schwach. Wie dem Lagerbuch aus
dem Jahre 1660 zu entnehmen ist, haben nur etwa zehn Langensteinbacher
Familien diese grausige Zeit überlebt. Fast alle alten Langensteinbacher
Familiennamen waren ausgestorben. Auch in anderen Orten war es so, so
lebten zum Beispiel im benachbarten württembergischen Grünwettersbach
nur noch 30 Menschen, Mutschelbach hatte noch 9 Einwohner.
Die Kriegshandlungen des 30-jährigen
Krieges (1618 -1648) und die dadurch verursachten Hungersnöte
und Seuchen verheerten und entvölkerten ganze Landstriche. In
Süddeutschland überlebte etwa nur ein Drittel der Bevölkerung. Nach dem
30-jährigen Krieg, also zwischen 1648 und 1688, kam es zu einer starken
Einwanderungsbewegung.
Zur gleichen Zeit wurden Wanderungsbewegungen aus Ober- und Niederösterreich nach Franken,
Württemberg, Baden, Elsass usw., durch Katholisierung von
Österreich durch die Habsburger, ausgelöst. 1624 erfolgte die Vertreibung der evangelischen
Lehrer und Pfarrer aus Oberösterreich. Vor allem nach dem Ende des
30-jährigen Krieges 1648 löste der Druck auf die Bevölkerung, entweder
katholisch zu werden oder das Land zu verlassen große
Wanderungsbewegungen aus.
Es wurden in dieser Zeit Neusiedler geworben, die sich in
Langensteinbach
niederlassen sollten. Die Neuansiedlung wurde vom Markgrafen aus Durlach
gelenkt. So nahm man als Neubürger nur solche Leute auf, die besondere
Leistungen erwarten ließen. Die meisten Neubürger kamen aus Gegenden die
nicht vom Krieg betroffen waren. Der Anbau von Feldern und Weinbergen
wurde vom Markgrafen von Durlach gefördert. Der Morgen Kulturland war für 2 Gulden
vom markgräflichen Besitz von den Neubürgern zu erwerben. Noch im Jahre 1705 waren von den ehemals
bewirtschafteten 1400 Morgen Kulturland erst 600 Morgen bewirtschaftet.
Mit den Neusiedlern kamen viele neue Familiennamen nach
Langensteinbach. So sind bereits im Jahre 1660 folgende neuen
Familiennamen zu lesen: Busch, Geissert, Kirchenbauer, Klein, Dietz, Mayer,
Flößer (aus der Wetterau), Knab (aus Böhmen), Lang, Rau, Ziegler, Kreusch, Uckele,
Weber, Seutter, Grimm und viele andere.
Namentlich erfasst wurden die meisten
erst bei Familienstandsänderungen, bei Hauserwerb
oder Besitzwechsel. Neben den
Amtsprotokollen lassen sich auch noch vorhandene
Pfarrbücher auswerten. Diese sind aber gerade in dieser Zeit noch
lückenhaft. Häufiger Wechsel der Geistlichen und der Verwaltungsbeamten
erschwerte das Verstehen und Erfassen der wohl meist in heimatlicher
Mundart ausgesprochenen Familien- und Dorfnamen. Bei Einzelpersonen ohne
bekannte Familienbindung wurde vielfach nur der Rufname eingetragen,
bisweilen verknüpft mit dem örtlichen Hausnamen des Arbeitgebers. Durch
Brände im Langensteinbacher Rathaus, sowie im Pfarrhaus sind zahlreiche
Unterlagen aus der damaligen Zeit nicht mehr vorhanden.
Als Fürstenbad wurde Langensteinbach bekannt, als Markgraf Karl Wilhelm
von Baden (der Gründer von Karlsruhe) 1719 die Heilquelle fassen
und Badeanlagen auf seine Kosten bauen ließ.
Der erste Kronenwett ist nach Langensteinbach eingewandert
Simon Kronenwett, auch Cronenwett,
Cronewett geschrieben, ist nach Langensteinbach eingewandert. Woher er
kam und wo er geboren wurde, konnte bisher noch nicht erforscht werden.
Bei der Huldigung des neuen Markgrafen 1709 wird er mit seinem
ledigen Sohn (mindestens 14 Jahre alt) zu ersten mal erwähnt: Simon Cronewette und
Jerg (Georg) ledig.
Auch im Einwohnerbuch der Markgrafschaft Baden-Durlach im Jahre 1709
(Herrmann Jacob, Druck 1936) sind CRONEWETTE Jerg (ledig)
und CRONEWETTE Simon
im Ort Langensteinbach erwähnt. Dies sind die ältesten Nachweise über die Familie Cronewett die ich bis
heute habe. Die Langensteinbacher Cronewett's waren evangelisch.
In der
Schätzungstabelle
von 1724
werden folgende Namen genannt: Familie Simon Cronewett
und Familie Georg Kronenwett (Sohn), Johann Krafft Flößer (Schultheiß und reichster
Bürger), Hanß Georg Becker (Amtmann), Christian Strobel
(Bäcker), Hans Jacob Nagel, Martin Stoll, Caspar Lutzle, Hans Jacob
Seuther (auch Seiter geschrieben), Hans Michael Seuther
(musste als Taglöhner arbeiten), Andreas Meyer (Langensteinbacher
Schneider), Michel Scheidle, Johann Ludwig Denninger
(alteingesessener Langensteinbacher), Christian Dreyer (arbeitete
als Maurer), Heinrich Meyer (Zimmermann), Carl Bach
(Landwirt ohne handwerkliches Nebeneinkommen), Hans Wilhelm Knab
(Leineweber), Witwe von Hanß Martin Rau, Johannes Ückelin (Ückele),
Hans Martin Miller (beide Landwirte), Hans Philipp Ückelin
(Schumacher, hatte das zweitgrößte und -schönste Haus), Hans
Georg Kürchenbauer (Kirchenbauer), Christian Gebhard, Johannes Guthel,
Witwe von David Gebhard, Hans Michel Ückelin (Schumacher, Sohn von
Hanß Philipp), Witwe des Hans Christof Rau, Hans Philipp Rist aus
Linkenheim, Ludwig Wagner, Witwe von Michel Schäfer, Witwe von Hanß
Caspar Rau, Hans Raunßer, Anna Barbara Güntherin, Johannes Rettau
(einer der Ärmsten), Elisabetha Ristin, Johann Philipp Flößer, Simon
Mitzau, Mathäus Rieß (Bäcker), Hans Georg Ried (Wagner),
Hans Michael Knab, Cristina Barbara Schlittbauerin, Conrad Knab
(erbte das Haus von Schlittbauerin), Hans Martin Walther
(einer der Ärmsten), Caspar Lutzle, Wilhelm Schmid, Hans Krafft Ried,
Hans Krafft Kirchenbauer, Mathäus Lichtenfels, Martin Stoll, Jakob
Scheidle (Metzger), Magdalena Flößerin, Bernhard Nagel, Michel
Roth (Leineweber), Hans Philipp Rau, Lorenz Rupp (Jäger der
Forstei). Der gesamte Vermögensanschlag stellte eine Summe von 14.756
Gulden dar, womit Langensteinbach zu den wohlhabendsten Gemeinden der
Durlacher Ländereien zählte.
